Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Department of Agricultural, Environmental and Food Policy

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Forschungsschwerpunkte der Professur Agrar-, Umwelt- und Ernährungspolitik

Angewandt-problemorientiert: komplexe ökologisch-gesellschaftliche Herausforderungen

Wir widmen uns komplexen ökologisch gesellschaftlichen Herausforderungen und verfolgen eine gesellschaftsrelevante Problemorientierung. Oft betrachten wir Ressourcensysteme die eng miteinander verbunden sind, wie z. B: der Land-Wasser Nexus oder der Land-Biodiversität Nexus. In Fallstudien über „Land Grabbing“ und dem oft direkt nachgelagerten „Water Grabbing“ untersuchen wir Themen mit hoher internationaler agrar- und ernährungspolitischer Relevanz. Aus der Perspektive der Verfügungsrechtstheorie betrachten wir, wie tatsächliche Verfügungsrechtsänderungen im Bewässerungssektor eng verzahnt sind mit Verfügungsrechten der Ressource Land. Dies untersuchen wir in zahlreichen Fallstudien in Zentralasien, genauso wie in Deutschland. Aktuell beobachten wir auch in Zentraleuropa vermehrt landwirtschaftliche Dürren. Dies rückt die Governance des landwirtschaftlichen Wassersektors in Deutschland ebenfalls in den Forschungsfokus.

Aufgrund aktueller gesellschaftspolitischer Fragen interessieren uns die Auswirkungen außerlandwirtschaftlicher Investitionen auf den deutschen Agrarsektor und im Besonderen die Auswirkungen auf die Vitalität in den ländlichen Regionen solcher Konzentrationsprozesse von Landeigentum. Darüber hinaus, und eng verknüpft mit unserer Gemeingüterforschung, forschen wir zu Chancen und Risiken neuer innovativer Organisationsformen gemeinschaftlichem Bodeneigentums. Solche gesellschaftlichen Herausforderungen sind komplex und so müssen neben wissenschaftlicher Expertise, nicht wissenschaftliche Akteure und politische Entscheidungsträger zusammenarbeiten.

Methodisch-politiknah: Weiterentwicklung der Methode PICA

Die Professur vertieft die institutionenökonomische Politikanalyse und –bewertung mit einer entscheidungsunterstützenden Methode (PICA: Procedure for Institutional Compatibility Assessment): Hierbei wird ex-ante die Kompatibilität von Agrar- und Umweltpolitiken mit dem institutionellen Umfeld systematisch abgeprüft. Sie lässt sich zudem mit etablierten agrarökonomischen Modellen und innovativer Systemmodellierung verbinden. PICA lässt sich auf aktuelle Fragen der Agrar-, der Umwelt-, der Klima-, oder Energiepolitik genauso anwenden wie auf Politiken zur Stärkung der ländlichen Räume oder der Zivilgesellschaft. Überall, wo politische oder administrative Reformen durchgesetzt werden sollen – im Bewässerungssektor Zentralasiens, im Agrarsektor Deutschlands, im Ernährungssystem Europas – ist zur Effektivität von politischen Maßnahmen die Passfähigkeit zu informellen Institutionen und gesellschaftlichen Kontexten entscheidend. PICA operationalisiert die Wechselwirkungen zwischen politischer Steuerung und Transaktionen in Gesellschaft und Natur.

Eine verwandte theoretische Frage verfolgt wie Institutionen die Bildung und Umsetzung gesellschaftlicher Wertvorstellungen hinsichtlich des wünschenswerten Umgangs mit Tieren, Natur und Nahrungsmitteln beeinflussen. Wir zeigen die normativen Annahmen der jeweiligen institutionellen Arrangements auf, die den Willensbildungsprozess lenken und tragen damit zu einer Diskussion über ihre jeweilige Eignung bei.

Ein Fokus der Professur liegt auf verhaltenstheoretischen Arbeiten, z.B. der Frage was Akteure aus der Teilnahme an Verhaltensexperimenten zu gemeinschaftlichen Ressourcennutzung lernen können für einen tatsächlich nachhaltigeren Ressourcenumgang in der Zukunft. Hierzu führen wir eine scaling-up Studie in Indien durch. Eine verhaltenstheoretische Frage mit besonderer Relevanz für politische Steuerungsmöglichkeiten ist, wie die Art und Weise der Informationsdarstellung über sozio-ökologischen Zusammenhänge, die Bevölkerung ausgewählte politische Maßnahmen unterschiedlich unterstützen lässt. Studien zu Charakteristiken und Einstellungen von Umwelt- und Klimaaktivisten schließen sich hier an.

Theoretisch-interdisziplinär: Gemeingüterforschung

Interdisziplinär prüfen wir, ob theoretische Erklärungsmodelle aus der traditionellen Gemeingüterforschung (z. B. Bewässerung, Weidewirtschaft) auf globale Gemeingüter (z. B. Biodiversität, Ozeane) und neue Gemeingüter (z. B. landwirtschaftliche Stadtgärten, Nahrung, Energiesicherheit) angewandt werden können. Fragestellungen verschieben sich von der Lösung des Aneignungsproblems – der fairen Verteilung der Entnahme von Ressourceneinheiten – zur Lösung des Bereitstellungsproblems – der gemeinschaftlichen Förderung und dem Schutz von Ressourcensystemen.

Wem gehört die Natur? Unter diesem Stichwort betrachten wir (Agro)Biodiversität als globales Gemeingut und überprüfen die Annahme der Vorzüglichkeit gemeinschaftlicher Governanceformen ihrer Bereitstellung – Commons Governance. Im Mittelpunkt steht auch die enge Kopplung zwischen Rechten und Pflichten an verbundenen natürlichen Ressourcen. Politische Maßnahmen und Governance beziehen sich oft auf die Ressource Land und setzen nur indirekt an der Governance von z.B. Biodiversität an. In Bezug auf juristische Möglichkeiten im Naturschutz arbeiten wir zum „Earth Law“, das als innovativer juristischer Rahmen zum Schutz von Natur gilt. Diese holistische Herangehensweise ermöglicht es, der Natur als juristische Person Rechte und Pflichten zuzuweisen.

Als sogenannte neue Gemeingüter systematisieren wir Nahrung und Ernährung als Gemeingut und analysieren die zugrundeliegenden gesellschaftlichen Diskurse und Food-as-Commons-Initiativen. Bezugnehmend auf natürliches Ressourcenmanagement, analysieren wir Entstehungsgründe und aktuellen Risiken des Auftretens von Pseudo-Commons in ehemals kommunistischen Ländern. Das sind Organisationsformen, die mit Absicht oder evolutorisch nur auf dem Papier als lokale selbst-organisierte demokratische Organisationsformen etabliert sind. Solche pseudo-Prozesse haben Auswirkungen auf zivilgesellschaftliches Engagement.

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