Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Rekonstruktion der Vegetations-, Klima- und Besiedelungsgeschichte anhand bodenkundlicher und geoarchäologischer Untersuchungen

Ab 2017

Kooperationspartner:

  • Assoz. Prof. Dr. Clemens Geitner (Universität Innsbruck)
  • ao. Univ.-Prof. Dr. Dieter Schäfer (Universität Innsbruck)
  • Prof. Dr. Michael Strasser (Universität Innsbruck)
  • Assoz. Prof. Dr. Jean-Nicolas Haas (Universität Innsbruck)

Ullafelsen (Foto: Michael Zech)

Ullafelsen (Foto: Michael Zech)

Ullafelsen (Foto: Michael Zech)

Mit dem Fund der kupferzeitlichen Mumie des „Mannes aus dem Eis“ (Ötzi) am Tisenjoch in den Ötztaler Alpen im Jahre 1991 erfuhr die Hochgebirgsarchäologie in Tirol weltweit große Aufmerksamkeit. Dadurch angestoßen und koordiniert durch den Archäologen Dieter Schäfer wird seit etwa 20 Jahren auch intensiv im Rahmen des „Mesolithikum-Projekts Ullafelsen“ das Fotschertal in den Stubaier Alpen bei Innsbruck untersucht. Wesentlicher Ausgangspunkt für diese Untersuchungen bildet der mesolithische Fundplatz Ullafelsen in 1869 m ü. NN, der vor 11000 bis 9500 Jahren vor heute als sommerlicher Siedlungsplatz genutzt wurde. Für das vorliegenden Projekt stehen drei Fragestellungen/Themenkomplexe im Vordergrund, die anhand von modernen bodenbiogeochemischen und archäometrischen Untersuchungsmethoden beantwortet werden sollen und die bereits durchgeführte archäologische und bodenkundlich-stratigraphische Arbeiten komplementieren sollen.

Ullafelsen (Foto: Marianne Benesch)

Ullafelsen (Foto: Marianne Benesch)

Ullafelsen (Foto: Marianne Benesch)

Erstens soll geklärt werden, welche Vegetation am und im Umfeld des Ullafelsens vor, während und nach der sommerlichen Besiedelung durch den Menschen vorgeherrscht hat. Der heute unbewaldete Ullafelsen befindet sich im Bereich der derzeitigen oberen Waldgrenze; sie ist jedoch vermutlich anthropo-zoogen abgesenkt. Daher schließt sich die Frage an, ob sich durch bodenkundliche Untersuchungen Waldgrenzen/Vegetations-Verschiebungen nachweisen und evtl. auch zeitlich einordnen lassen. Zur Beantwortung dieser Fragestellungen wird die Analyse von pflanzenbürtigen Lipid- und Zuckerbiomarkern sowie Holzkohlebiomarkern herangezogen. Der zweite Fragen- und Themenkomplex betrifft die klimatischen Bedingungen die vor, während und nach der Besiedelung des Ullafelsens durch den Menschen vorgeherrscht haben. Hier soll mittels gekoppelter Stabilisotopenuntersuchungen (18O - 2H) an pflanzenbürtigen Lipid- und Zuckerbiomarkern zum einen ein kürzlich entwickeltes „Paläohygrometer“ zum Einsatz kommen. Zum anderen soll die 18O- und 2H-Isotopie von Paläoniederschlag rekonstruiert werden sowie Membranlipide (GDGTs) von Bodenbakterien untersucht werden, um sie als Proxy für die Rekonstruktion der Paläotemperatur zu verwenden.

Beprobung am Ullafelsen (Foto: Marianne Benesch)

Beprobung am Ullafelsen (Foto: Marianne Benesch)

Beprobung am Ullafelsen (Foto: Marianne Benesch)

Der dritte Fragen- und Themenkomplex widmet sich schließlich dem Nachweis der menschlichen Besiedelung und Nutzung des Ullafelsens anhand von Fäkal- und Holzkohlebiomarkern. In Kombination mit Phosphorgehalt- und Stickstoffisotopieanalysen (15N) sollen Aussagen getroffen werden über Art und Intensität der sommerlichen Besiedelung sowie über die menschlichen räumlichen Aktionsräume. Die Beantwortung der aufgeworfenen Fragen mittels moderner bodenbiogeochemischer und archäometrischer Analysenmethoden wäre auch über die Lokalität des Ullafelsens hinaus ein wertvoller Beitrag zum Verständnis der spätglazialen und holozänen Landschafts-, Klima- und Besiedelungsgeschichte der subalpinen Stufe unter Berücksichtigung des anthropogenen Einflusses.

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