Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Weiteres

Login für Redakteure

Es ist nicht alles Schweiß, was tropft

[Sauna & Bäderpraxis] 4/2015


Foto: www.saunabund-ev.de

Foto: www.saunabund-ev.de

Foto: www.saunabund-ev.de

Saunaaufgüsse erfreuen sich großer Beliebtheit in den Saunabetrieben. Wahrscheinlich sind sich aber nur wenige Saunagäste bewusst, dass der bei Aufgüssen wahrgenommene Hitzeimpuls zu einem erheblichen Anteil auf Kondensation von Wasserdampf auf der menschlichen Haut unter Bildung eines Wasserfilms zurückzuführen ist. Mit modernen Methoden lässt sich dies aber zweifelsfrei wissenschaftlich nachweisen. Beim Aufguss als zusätzlichem Hitzereiz („Dampfstoß“) wird die Verdunstungskühlung durch den Schweiß jäh unterbrochen. Wasserdampf schlägt sich auf der menschlichen Haut nieder, wodurch diese noch weiter erhitzt wird. Die Schweißdrüsen werden zu einer verstärkten Tätigkeit angeregt. Grundsätzlich ist es der natürliche Mechanismus des menschlichen Körpers, durch Verdunstung von Schweiß und damit einhergehender Verdunstungskühlung die Körpertemperatur nicht zu stark ansteigen zu lassen. Moderne Analysemethoden erlauben es Wissenschaftlern, zwischen Kondenswasser und Schweiß zu unterscheiden. Dies eröffnet die Möglichkeit, nicht nur Kondensation von Aufgusswasser auf der menschlichen Haut nachzuweisen sondern auch die Anteile von Kondenswasser und Schweiß quantitativ zu bestimmen. Jeder Brillenträger kennt das lästige Phänomen: Sobald man aus der Kälte draußen in ein erwärmtes Gebäude eintritt, beschlägt die Brille. Zurückzuführen ist das auf Wasserdampf in der Raumluft, der an kalten Oberflächen wie Fensterscheiben oder Brillen kondensiert. Dass auch beim Betreten des Saunaraumes Kondensation stattfindet, kann man damit als erwiesen ansehen. Insbesondere bei Aufgüssen wird die Luftfeuchte und damit der Gehalt an Wasserdampf kurzzeitig stark erhöht. Auch hier lässt sich die verstärkte Kondensation zum Beispiel an den Glasscheiben von Fenstern und Türen beobachten. Die menschliche Haut ist ebenfalls eine relativ kalte Oberfläche in der Sauna, was ebenfalls Kondensation zur Folge hat. Bei Kondensation wird so genannte latente Wärmeenergie (Wärmeenergie, die bei Phasen-übergängen freigesetzt bzw. verbraucht wird) als Kondensationswärme freigesetzt. Daneben spielen bei Saunaaufgüssen auch noch andere physikalische Prozesse/Faktoren eine Rolle:

• Der entstehende Wasserdampf ist heißer als die Saunaluft (75 °C bis 100 °C).

• Die Wärmeleitfähigkeit von Wasserdampf ist höher als die von trockener Luft.

• Es gibt eine verstärkte thermische Konvektion insbesondere durch das Wedeln.

• Die Erhöhung der Luftfeuchte führt zu verringerter Verdunstung von Schweiß, wodurch weniger Verdunstungskälte entsteht.

Ziel einer in den vergangenen Jahren im Rahmen von studentischen Praktika an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchung war es, Kondensation von Wasserdampf auf der Haut von Saunabesuchern nachzuweisen und zu quantifizieren. Die Grundidee für die hierzu im Winter2011/12 und 2012/13 in der Heide Saunain Halle-Dölau (Saale) durchgeführten Messungen war die Verwendung von „markiertem Wasser“ als Aufgusswasser. Eine solche Markierung ist mittels so genannter Stabiler Isotope möglich. Zum einen wurde der Schweiß von Testpersonen beprobt. Dies erfolgte in der trocken-heißen Sauna ohne Aufguss. Zum anderen wurde Tropfwasser von den Testpersonenwährend der Aufgüsse mit markiertem Wasser gesammelt. Um zusätzlich ein reines „Kondenswasser-Signal“ zu erhalten, wurden Getränke-Glasflaschen im Saunaraum installiert und das Wasser beprobt, welches sich außen an den Glasflaschen niederschlug.

Link: www.saunabund-ev.de   


Zum Seitenanfang