Nutzhanf – eine ökologische und wirtschaftliche Chance für die Rekultivierung von Braunkohle-Tagebau-Flächen?
Industrial Hemp-Greenhouse experiment
Photo: Aaron Tinschert
Der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen rückt insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels zunehmend in den Fokus, wobei eine Ressource dafür unabdingbar ist – der Boden.
Böden erfüllen eine Vielzahl von Aufgaben für Ökosysteme, wie beispielsweise als Standort für Pflanzen, als Speicher für Nährstoffe, oder als Filtermedium für Niederschlag, aber auch als Grundlage für Wohnraum und Infrastruktur. Für die Menschheit ist insbesondere eine landwirtschaftliche Nutzung für die Nahrungsmittelproduktion von entscheidender Bedeutung. Dafür sind deren Eigenschaften und Standortfaktoren, wie unter anderem Bodenart, Wasserhaltekapazität, Nährstoffspeicherung und -verfügbarkeit, Durchwurzelbarkeit und Tiefgründigkeit von entscheidender Bedeutung.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden in Deutschland gewachsene Böden für den Abbau von Braunkohle in Tagebauen abgetragen und damit jeglicher Nutzung entzogen. Nach der Auskohlung wurden die Tagebaue teilweise als Naherholungsgebiet in Form von Seen, z.B. Leipziger Neuseenland, umgestaltet oder mit dem abgetragenen Boden wieder verfüllt. Die nach einer Verfüllung entstandenen Flächen müssen rekultiviert werden um sie wieder landwirtschaftlich nutzen zu können, da sie im Vergleich zu gewachsenen Böden schlechtere Eigenschaften aufweisen. Im Zentrum stehen hierbei der Humusaufbau und die Verbesserung der Bodenstruktur, welche insbesondere mit dem Anbau verschiedener Feldfrüchte (z.B. Felderbsen oder Luzerne) in standortabhängigen Fruchtfolgen erreicht werden sollen, wobei der wirtschaftliche Aspekt nicht vernachlässigt werden darf. Vor diesem Hintergrund bietet der Anbau von Nutzhanf (Cannabis sativa L.) eine äußerst interessante Ergänzung, da dieser den Boden tief durchwurzelt und somit neben einer Verbesserung der Bodenstruktur auch Biomasse in tiefere Bodenschichten einbringt, selbstverträglich ist, aber gleichzeitig auch eine vielseitige Nutzung der Samen, Fasern und Blüten aufweist.
Industrial hemp strain "Finola" on Regosol (Plant 1-6) and on Chernozem (Plants 7-12) Photo: Aaron Tinschert
Um die Auswirkungen von Bodeneigenschaften, gepaart mit sich verändernden klimatischen Verhältnissen (z.B. Niederschlagsmengen) auf den Ertrag, aber vor allem auf die Inhaltsstoffe von Nutzhanf zu untersuchen, führt unsere Arbeitsgruppe Gewächshausexperimente durch, wobei die Analytik der Samen und Blüten im Hinblick auf ihre Chemovariabilität im Vordergrund steht.
In einem ersten Gewächshausexperiment unter optimalen Bedingungen wurden drei Nutzhanfsorten (Fedora 17, Finola, Futura 75) auf einem Kipp-Regosol (Herkunft: Tagebau Profen) und einer Schwarzerde (Herkunft: Bad Lauchstädt) jeweils als gedüngte und ungedüngte Variante angebaut und entsprechend ihrer Nutzung (Samen, Blüten, Fasern) geerntet. Ziel des Versuches war es herauszufinden, inwieweit sich Erträge und Inhaltsstoffe der ausgewählten Nutzhanfsorten auf den Standorten unterscheiden.